- Logbucheintrag #1 -
"Ihr Schiff befindet sich auf Hangar 04 - Bitte besuchen Sie uns bald wieder" zwitscherte die weibliche KI Stimme aus dem orange leuchtenden Flottenmanager-Terminal. Ich machte mich brav auf zu den Fahrstühlen, die unweit neben den Terminals waren. Als ich auf das Display drückte um den Fahrstuhl zu ordern, passierte nichts, auch beim zweiten und dritten Versuch nicht. Vielleicht liegt es am Handschuh, dachte ich mir und zog ihn aus, um nun mit meinem blanken Daumen drauf zu drücken, und tatsächlich, "Aufzug kommt" blinkte gelb auf dem grünen Display auf. Wunderbar, dachte ich mir und wartete... und wartete... und wartete. Vielleicht wenn ich fester drauf drücke, überlegte ich, obwohl ich insgeheim wusste dass das Schwachsinn war. Ich tat es trotzdem... Noch bevor ich den Daumen vom Display nahm, sprangen die Fahrstuhltüren neben mir auf. Endlich!
Mit einem eleganten Satz sprang ich hinein und das nächste Display strahlte mich erwartungsvoll an. Ich streckte die Zunge etwas heraus und biss mir auf die Unterlippe während ich konzentriert "Hangar 04" antippte und tatsächlich, die Türen fielen zu und der Blechkasten setzte sich in Bewegung, -zack-, Hangar 04! Mit schnellen Schritten näherte ich mich meinem kleinen Jäger, der Anblick der Blade erfreute mich jedes mal aufs neue. Unter dem Cockpit angekommen, öffnete sich der Einstieg auf dem man sich setzen musste wie auf einem Hoverbike, dann wurde man nach oben hinter die schützenden Scheiben befördert. Ein paar Knöpfe hier, ein paar Knöpfe da und das feuerrote HUD leuchtete auf. Nachdem ich die Starterlaubnis eingeholt hatte, wartete ich noch kurz bis die Hangar Tore komplett geöffnet waren und schwebte sachte aus der Station.
Mein Auftraggeber der Microtech Sicherheit, bat mich nach einer vermissten Person Ausschau zu halten. Die Funkverbindung brach im Orbit von Clio ab und es wird vermutet, dass der Transporter abgestürzt sein könnte. Im Orbit angekommen, scannte ich die Mondoberfläche und empfing das Notsignal des Transporters. So weit so gut, Koordinaten eingeben und dann vorsichtig dem Ursprung des Signals nähern, wer weiß was passiert war.
Kennen Sie das, wenn man das Gefühl hat verfolgt zu werden, man aber nichts entdecken kann? Genau so ging es mir kurz bevor das Landefahrwerk meines Jägers die Mondoberfläche berührte. Der Scan zeigte mir nichts an und auch am Himmel konnte man in der Dunkelheit nichts sehen. Was solls, dachte ich mir, stieg aus und lief zwischen den verstreuten Wrackteilen umher, auf der Suche nach Überlebenden. Die Gravitation war etwas geringer als es der Standard auf den Stationen war, aber ab einer gewissen Höhe könnte auch ein Sturz tödlich sein. Gott sei Dank war der Mond so Flach wie der Hintern von Tanja, der letzten Krankenschwester die ich auf Port Tressler traf.
Mehr als ein paar Signalfackeln die ihre letzten roten Flämmchen spuckten, und 2 Leichen der Schiffsbesatzung, die den extremen Witterungsverhältnissen zum Opfer gefallen waren, konnte ich nicht entdecken. Ein Wrackteil des Rumpfes lag etwas mehr abseits und es wirkte als wäre jemand im Inneren, vielleicht die Person die ich suche. Grade als ich mich die Kante hochziehen wollte, vibrierte auf einmal der Boden so heftig, dass sich langsam Staubpartikel und kleine Steinchen erhoben. Ein tiefes Brummen das rasch immer lauter wurde, kündigte etwas gewaltiges an. Da erhob sich langsam eine gigantische Reclaimer und schwebte unheilverkündend über das Wrackteil, vor dem ich kniete, hinweg. Das Brummen des Triebwerks ging mir durch Mark und Bein, es war beängstigend. Der Pilot der Reclaimer hatte meinen Jäger im Visier und umkreiste ihn behäbig, ich wurde wohl noch nicht entdeckt. Schnell suchte ich Deckung hinter einem der Hüllenfragmente und wollte die Situation aussitzen, doch da hatte ich die Rechnung ohne die Geduld des Piloten gemacht. Es kam erschwerend hinzu dass die Temperaturen rapide zu fallen begannen. Mein Helmvisier fror langsam von innen ein und ich bekam auch mehr und mehr Schwierigkeiten mich zu bewegen da mein Anzug der extremen Kälte nicht mehr viel entgegen zu setzen hatte. Also tat ich was jeder wahre Held in so einer Situation tat. Ich stand auf, raffte mich und starrte die Reclaimer trotzig mit den Händen an den Hüften an. Dann warf ich die Hände in die Luft und rannte, schreiend wie ein Mädchen, im Zick Zack zu meinem Jäger. Von all dem bekam der Pilot der Reclaimer nichts mit, im Nachhinein muss ich sagen, zum Glück. Erst als ich im Cockpit der Blade saß und ich die Maschinen hoch fuhr, wurde das Brummen des Metallmonsters intensiver. Doch der Agilität meines Jägers hatte der andere Pilot nichts entgegen zu setzen, so konnte ich mit einem schnellen Start direkt senkrecht in den Orbit hoch schießen. Während die Blade nach oben jagte, nutzte ich die Manövrierdüsen um mich um 180 Grad zu drehen, die Reclaimer hatte die Verfolgung aufgenommen und wenige Augenblicke später flogen mir die ersten Lasersalven entgegen. Ihnen auszuweichen war keine wirkliche Herausforderung, doch meine Schiffsbewaffnung hatte dem Ungetüm nichts entgegen zu setzen, die Schilde waren zu stark. Nachdem ich ungefähr 15 Minuten wie ein Mosquito um die Reclaimer gejagt und geschossen hatte, erinnerte mich, was mir ein interessanter "Freiberufler" mal erklärt hatte:
"Wenn Du einem Schiff gegenüber stehst dass zu stark für Deine Schiffsbewaffnung ist, dann bleiben Dir 2 Optionen. Entweder Du ergreifst die Flucht, oder Du Boardest das Schiff, das setzt voraus dass Du gut mit dem Schießeisen umgehen kannst!"
Ich muss gestehen, dass mir die ungloreiche Flucht zu meinem Schiff vorhin auf dem Mond, etwas am Stolz nagte, also manövrierte ich meinen Jäger so nah es ging an mein baldiges Opfer meiner ersten Boardingaktion. Nahe einer Einstiegluke setzte ich alle Energie auf meine Schilde um und stieg aus dem Jäger aus. Die Hände der Luke entgegen gestreckt bemerkte ich erst ein paar Sekunden später dass die Steuerdüsen meines Anzuges irgendwie nicht funktionierten und sich die Luke immer weiter entfernte. Die Reclaimer war jedoch vor meinem Schiff zum Stillstand gekommen und als ich nach unten sah und langsam die Mondoberfläche näher kam, erinnerte ich mich an einen weiteren Satz des Freiberuflers:
"Pass aber gut auf dass Du sowas nie zu nah an einem Planeten oder Mond machst, die Gravitationsgrenze im Orbit ist schwer einzuschätzen, es wäre sehr unangenehm wenn sie Dich beim Boarden erfasst und Du zur Oberfläche gezogen wirst."
Gut, wieder was gelernt... der Flug zum Boden dauerte eine ganze Weile, so dass ich zusehen konnte wie die Reclaimer ganz gemütlich meinen schönen Jäger zerschoss. Die Blade zerplatzte in einer kleinen Feuerwolke und der Angreifer drehte ab, das wars also, Boarding fürn Arsch... Ich wollte grade nochmal nach unten schauen, da gab es einen Ruck und es wurde dunkel.
Ich weiß nicht wie lange ich weg war als ich in der Klinik auf Tressler aufwachte, aber immerhin hatte sich meine Versicherung bezahlt gemacht, das Trauma Team hatte mich wohl auf Clio aufgekratzt und zur nächsten Krankenstation gebracht. Mein Blick war noch ziemlich trübe, aber den flachen Hintern würde ich überall sofort wieder erkennen. "Hallo Tanja" ächzte ich der Person entgegen die mit dem Rücken zu mir stand. Ich richtete mich vorsichtig auf und setzte mein charmantestes Lächeln auf. "Na, willst Du sehen was unter diesem sexy blauen Nachthemd versteckt ist?" - "Jeff! Mein Name ist Jeff!" antwortete der langhaarige bärtige Mann der sich grade umdrehte und mich abschätzig anglotzte. "Und nein, ich verzichte!" Mir entglitten sämtliche Gesichtszüge...
Was soll ich sagen, war wieder an der Zeit ein wahrer Held zu sein... Sekunden später warf ich die Hände in die Luft und rannte schreiend aus der Klinik.
Logbucheintrag -ENDE-
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